Der Bezirkselternausschuss Lichtenberg kritisiert mit Nachdruck die aktuelle Corona-Schulpolitik von Bezirk und Land. Wir fordern „Mut zur Ehrlichkeit“!
In den Musterhygieneplänen heißt es zu Stufe grün: „Es besteht in der Regel kein oder nur einzelfallbezogenes Infektionsgeschehen in der einzelnen Schule.“ Wie kann es sein, dass sich mit einer einzigen Ausnahme alle (über 50) Schulen des Bezirks in dieser Stufe befinden, obwohl:
• die entsprechende Altersgruppe mit einer 7-Tage-Inzidenz von weit über 2000, den Höchstwert aller Altersgruppen aufweist?
• von „einzelfallbezogenem Infektionsgeschehen“ nicht mehr gesprochen werden kann?
• in vielen Klassen mehr oder fast genau so viele Schüler*innen infiziert oder in Quarantäne sind, wie im Unterricht?
• an Schulen bereits Stundenplankürzungen aufgrund nicht mehr verfügbaren Personals stattfinden oder die Betreuung nicht mehr vollumfänglich gewährleitet werden kann?
• wir jeden morgen Trauben von Eltern sehen, welche ihre Kinder von der Schule wieder abholen müssen?
Ist es überhaupt noch möglich, Infektionsgeschehen an den Schulen zeitnah und fachgerecht einzuschätzen, wenn:
• die Kontaktermittlung durch das Gesundheitsamt nach 7-10 Tagen erfolgt?
• das Gesundheitsamt nur schwer erreichbar ist?
• bei Eintreffen der PCR-Ergebnisse die Quarantäne schon halb vorbei ist?
Zwischen Gesundheit und Bildung abzuwägen ist schwierig – auch für uns Eltern. Diese Abwägung tritt aber in den Hintergrund, wenn bei einem „weiter so“ weder das eine noch das andere bleibt.
Wir fordern daher unverzüglich Transparenz herzustellen und entsprechend der tatsächlichen Lage zu handeln!
Das schließt für uns ein:
• die Einstufung nach Musterhygieneplan vorzunehmen oder den Schulen umgehend das Recht einzuräumen, Unterrichtsformen so individuell zu wählen, um den Schüler*innen auch in diesen Tagen die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen
• verpflichtende tägliche Selbsttests für alle, unabhängig von Impf- und Genesenenstatus
• die Beschaffung von Luftreinigungsgeräten für jeden Klassen- und Aufenthaltsraum und die Pflicht diese auch einzusetzen
• die Ausweitung der PCR-Testkapazitäten für zeitnahe Testergebnisse
• dafür zu sorgen, dass alle Kinder, welche aufgrund von Infektion und Quarantäne zu Hause lernen müssen, entsprechende Lernangebote bekommen und keinen Nachteil erleiden
• die Präsenzpflicht an den Schulen so lange aufzuheben bis das Geschehen wieder ansatzweise unter Kontrolle ist
Um in Zukunft besser und zielsicherer handeln zu können, fordern wir:
• die Evaluation von Maßnahmen vorzunehmen, z.B.:
◦ der Validität der an den Schulen eingesetzten Selbsttests (je Fabrikat) und die Ergebnisse bei der Beschaffung zu berücksichtigen
◦ der Infektionsrate bei gleichzeitigem Einsatz von Luftreinigungsgeräten (je Fabrikat) zu erfsassen
• grundsätzlich ausreichend pädagogisches Personal an den Schulen
• die Nachweispflicht notwendiger Kompetenz zur Erteilung digitalen Unterrichts mit ggf. verpflichtenden Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte
Steffen Reinecke:
Vorsitzender Bezirkselternausschuss Lichtenberg