Am 08.02. startete unsere Themenreihe mit dem Thema „Schulgärten“.
Schulgärten, grüne Lernorte und mehr.
Seit etwa 300 Jahren werden Schulgärten genutzt. August Hermann Francke hat 1695 seine Schüler in Halle im Grünen lernen lassen. war maßgeblicher Faktor auch nach 1695 von dafür, Schüler im Grünen lernen zu lassen. Die Lehrinhalte waren mannigfaltig: neben dem ästhetischen Aspekt, dass solch ein Gärtchen eine Augenweide sein kann, war es Ziel, den Schülern das Erleben von sinnstiftender Arbeit näher zu bringen, ihre Gesundheit zu fordern, ihren Sinn für Sparsamkeit zu fördern ihr Verantwortungsgefühl zu stärken und allerlei mehr. Etwa in den 1980er Jahren kam bedingt durch die Klimakatastrophen, derer man jener Zeit gewahr wurde, der Aspekt der Ökologie hinzu. Schüler sollten Zusammenhänge erkennen, Maßnehmen für oder gegen etwas ergreifen können und Natur als etwas erleben, was zu schützen gilt.
In den letzten 100 Jahren hat die Bedeutung des Schulgartens leider kontinuierlich abgenommen. Vor allem Lehrermangel und -fluktuation führten dazu, dass Fächer, die nicht unmittelbar die Kernkompetenzen (Lesen, Schreiben, Rechnen) stärkten, vernachlässigt worden sind. War ein Schulgarten in den 80er Jahren vor allem in der damaligen DDR nicht wegzudenken, sucht man vielerorts heutzutage vergebens nach einem grünen Lernort in der Schule.
Ziel der Themensitzung war es, zum einen das Interesse der anwesenden Elternvertreter dahingehend auszuloten, ob Schulgärten heute überhaupt noch als zeitgemäß gelten können. Daneben waren Experten vor Ort, die von der Praktikabilität und den Vorteilen für das kindliche Lernen berichten sollten.
Themensitzung Schulgarten Februar 2017 und am Ende dieses Berichts finden Sie eine umfangreiche Link- und Materialsammlung.
Die Elternvertreter
Die Elternvertreter wurden gefragt, wie sie zum Thema Schulgärten stehen.
Die Hälfte der anwesenden Eltern hat bereits einen eigenen Schulgarten. Mehr als Dreiviertel der Eltern spricht sich dafür aus, dass Schulen zwingend einen Schulgarten haben sollten.
Daneben haben wir die Eltern gefragt, was Kinder im Schulgarten lernen können.
Man ist sich einig: Schulgärten sind wichtig. In den anschließenden Vorträgen und Diskussionen wurden nun Möglichkeiten aufgezeigt, um einen Schulgarten zu realisieren.
Gartenarbeitsschulen
Aktuell gibt es in Berlin
- 12 Gartenarbeitsschulen
- mehr als 38 Hektar über das Stadtgebiet auf zehn Bezirke verteilt
Frau Meyer von der Gartenarbeitsschule Lichtenberg war zu Gast und hat aus ihrer täglichen Arbeit berichtet. Kernaussagen ihres Impulsvortrages waren:
- Klassen können nach vorheriger Absprache zur Beetpflege, zum Ernten etc. in die Gartenarbeitsschule kommen
- regelmäßige Klassen und AGs erleben den kompletten Zyklus von der Beetvorbereitung über sähen, ziehen und pflegen bis hin zu Ernte mit. Darüber hinaus gibt es einen Aktionstag, an dem die gezüchteten Gemüsesorten gemeinsam verarbeitet und verspeist werden.
- Kitas und Schulen können auch Beete auf der etwa 10000m2 großen Fläche anmieten
- ab Ende April können Kitas und Schulen Pflanzen und Zimmerpflanzen kostenfrei von der Gartenarbeitsschule beziehen
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Vom Deutschen Kartoffelhandelsverband und auch vom Deutschen Zwiebelverband können Schulen kostenfrei Kartoffeln (10kg pro Schüler) bzw. Zwiebeln für das Schul- oder Kitabeet erhalten.
- Lektüreempfehlung/ Lehrmittel über: www.aid.de
Ansprechpartner zu Gartenarbeitsschulen finden Sie hier: http://www.igas-berlin.de/kontakt/adresse
Schulgärten
Laut einer Erhebung von 2007 gab es damals 300 Schulgärten in Berlin. Diese werden vor allem genutzt, um:
- Sachunterricht der 1.-4. Klasse
- im Naturwissenschaftlichen Unterricht der 5. und 6. Klassen
- im AG- und Hortbereich
- Gymnasien in Kl9 und 10
- einige Hauptschulen nutzen den Schulgarten, um mit Eltern, Schülern und Schülerinnen ein gesundes Frühstück anbieten zu können (auch mit geringen Deutschkenntnissen)
Daneben können folgende Themen durch den Schulgartenunterricht begleitet werden:
- Artenschutz
- Artenvielfalt
- Klimawandel
- Stadtökologie
- Nachhaltigkeit
- gesunde Ernährung
- Stressabbau
- Bewegungsmangel,
- berufliche Bildung
- Werte- und Friedenserziehung
- Kindern den Zusammenhang von Abhängigkeit undWirkungsweisen nahe bringen
- emotionaler Zugang zur Erde als unser aller Lebensgrundlage
- Zusammengehörigkeitsgefühl
- vermittelt soziale Kompetenzen (Gewaltprävention?)
- Sprachanlass (—> Notwendigkeit, deutsch zu sprechen)
- Basiswissen darüber, wie unsere Nahrung wächst (durch zunehmende Arbeitsteilung nicht mehr selbstverständlich für Schüler erfahrbar)
- Gemeinsames Verarbeiten der Ernte (Schülerküche)
Herr Sonntag von der Grundschule im Gutspark hat berichtet, wie genau er mit seinen Mitstreitern den Schulgarten in seiner Schule realisiert hat.
Zu seinen interessantesten Tipps gehörten:
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es gibt ein Starter-Paket, gesponsert vom Globus Baumarkt, mit dem man das nötigste Werkzeug für das Bestellen eines Beetes erhält.
- enge Zusammenarbeit mit dem IGAS (Gartenarbeitsschule Lichtenberg), da hier das nötige Know How für das Anlegen der Beete vorhanden ist PLUS die Pflanzen gibt es ebenfalls
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Das Projekt an der Grundschule im Gutspark wurde über mehrere Hochbeete und Pflanzkübelrealisiert
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Eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunstunterricht sichert den Erfolg des Projektes.
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Die Kinder sind an diesem Projekt sehr interessiert
Drittanbieter
Als Vertreterin eines externen Anbieters von Schulgärten war Frau Henn von der Gemüseackerdemie vor Ort.